25. Juli 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Mike David Ortmann aus Blumberg hatte sich für das letzte Wochenende viel vorgenommen. Schließlich war die ADAC GT Masters mit der „Liga der Supersportwagen“ auf einer seiner absoluten Lieblingsrennstrecken unterwegs. Zandvoort, inmitten der niederländischen Dünenlandschaft an der Nordseeküste gelegen, ist dem 17-Jährigen aus den beiden Jahren zuvor wohlbekannt. Doch auch wenn die Zielsetzung in dieser Saison für den BWT Mücke Motorsport-Piloten eine andere ist als in der vergangenen Saison – ein Rennfahrer kommt an die Rennstrecke, um zu gewinnen. Dass dies für den Rookie der ADAC GT Masters in seinem Audi R8 LMS mit insgesamt 585PS keine realistische Aufgabe darstellt, versteht sich wohl von selbst. Doch so weit weg von den guten Nachrichten ist der Förderkandidat der ADAC Stiftung Sport und der Deutschen Post Speed Academy nicht. Ortmann, der zuvor auf dem neuen Asphalt des 4.307 Meter langen Circuit Park Zandvoort keine einzige Runde in seinem Audi fuhr, nutzte bereits die ersten freien Trainings am Freitag, um sich mit den neuen Bedingungen der Strecke vertraut zu machen. Und das so gut, dass er im ersten Zeittraining des Wochenendes am Samstag mit einer purplefarben unterlegten Zeit im zweiten Sektor schnellster aller Fahrer in diesem Abschnitt war. Dazu muss man wissen, dass die Strecke von Zandvoort in drei hintereinander liegende Sektoren eingeteilt ist. „Der zweite Sektor lag mir an diesem Wochenende besonders gut. Schade, dass das Zeittraining an diesem Wochenende sehr chaotisch war. Zweimal die rote Flagge, also Unterbrechung des Zeittrainings, und einmal die gelbe auf meiner schnellen Runde, verhinderten einen Top-Ten-Platz für mich. Da seinen Rhythmus zu finden war extrem schwierig, obwohl sich mein Auto top angefühlt hat. Diesmal war das Glück nicht auf unserer Seite“, fasste der Youngster die Geschehnisse des Zeittrainings zusammen.
Mike David Ortmann startete somit in seinem ersten Rennen von Platz vierzehn. Zunächst sollten sich die chaotischen Bedingungen des Zeittrainings auch im ersten Rennen des Wochenendes fortführen. Die Startphase perfekt getroffen, verunfallten nach nur wenigen Kurven zwei Mitbewerber vor ihm und zogen dabei einen weiteren Mitbewerber mit ins Geschehen, so dass Ortmann nur der beherzte Tritt in das Bremspedal vor einem Unfall bewahrte. „Da hatte ich mal richtig Glück. Aber auch gleichzeitig das Pech, dass ich dahinter nicht vorbeikam und mindestens fünf, sechs Mitbewerber rechts an mir vorbeifuhren. Zu allem Überfluss bekam ich dann auch noch hinten einen Stoß ab, durch den ich mich drehte und ich das Rennen als letzter wieder aufnehmen musste“, schilderte Ortmann die erste Runde. Was dann passierte, war allerdings eine Glanzleistung des sympathischen Brandenburgers, gemeinsam mit seinem Partner Frank Stippler. Die ersten vier Überholmanöver gingen auf das Konto des Youngsters und Frank Stippler stellte nach seinen Runden den Audi mit der Startnummer fünfundzwanzig auf dem vierzehnten Platz ab. Das zweite Rennen, das am Sonntagmittag gestartet war, sollte die chaotischen Bedingungen des Zeittrainings und des ersten Rennens um ein weiteres Mal übertreffen. Stellte Frank Stippler den Audi im Zeittraining am frühen Morgen noch unter trockenen Bedingungen auf dem zehnten Gesamtplatz ab, musste Mike David Ortmann Farbe bekennen. Denn kurz vor dem Start ins zweite Rennen des Wochenendes am Sonntagmittag öffnete Petrus seine Pforten und es regnete wie aus den buchstäblichen Eimern. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Mike David Ortmann noch nicht eine einzige Runde bei Regen im Audi absolviert.
„Anfangs war es gar nicht so leicht, in das Rennen hineinzufinden. Aber nach drei, vier Runden spürte ich das Verhalten des Autos relativ gut und so konnte ich den Audi auf der Strecke halten. Richtig schwierig waren aber das Aquaplaning und die Gischt. Überhaupt etwas zu sehen war schon eine Herausforderung“, beschrieb Ortmann die schwierigen Wetterbedingungen. Umso größer war die Freude im Hause Ortmann, als das junge Motorsport-Talent den Audi bis auf Platz acht vorfuhr. „Leider habe ich das Juniorpodest ganz knapp verfehlt. Beim nächsten Mal sollte mehr für mich drin sein. Doch auch wenn ich das Podium als bester Junior knapp verpasst habe, so habe ich wieder sehr viel gelernt und weiß nun auch, wie sich das Auto im Regen anfühlt. Also von mir aus kann es ab jetzt öfters mal regnen“, sagte Mike David Ortmann mit einem Augenzwinkern und fügte hinzu, „es war zwar ein Chaosrennen, trotzdem habe ich wieder viel gelernt und wichtige Punkte für die Meisterschaft mitgenommen“. Teamchef Peter Mücke fasste das Regenrennen wie folgt zusammen: „Es war bei so viel Wasser und so viel Aquaplaning ein außergewöhnlich schwieriges Rennen. Und wenn ein Juniorfahrer dann von null auf hundert in die Situation hineingehen muss, er kommt ja aus dem Pit-Stop und konnte vorher nichts probieren, dann ist es sensationell, was Mike da abgeliefert hat. Ich hätte ihm gegönnt, dass er zwei Plätze weiter vorne angekommen wäre. Denn die hatte er bei dem Ausweichmanöver über den Rasen, ausgelöst durch den Unfall vor ihm, unverschuldet verloren. Ich bin sehr zufrieden mit ihm“.
Bei all den Ereignissen bleibt für Ortmann und sein BWT Mücke Motorsport-Team nur wenig Zeit, die Erfahrungen zu verarbeiten. Denn bereits in zehn Tagen bauen sie bereits ihre Zelte am Nürburgring wieder auf, wenn vom 4. bis 6. August die ADAC GT Masters zu ihrem fünften der insgesamt sieben Rennwochenenden ruft.